Erst vor einigen Tagen erschienen die Ergebnisse des neuesten Reports der DKV zum Gesundheitsverhalten der Deutschen. Die ernüchternden Fakten:  Die Zahl derer, die sich ausreichend bewegen ist in den letzten 8 Jahren um 17 Prozent gesunken, auf den neuen Tiefstand von 43 %. 2015 waren es noch 54%.

In Zeiten eines boomenden Gesundheitsmanagement Marktes, in dem sich unzählige Anbieter von Seminaren, Screenings und sonstigen Maßnahmen tummeln, macht diese Entwicklung viele Akteure im BGM sicher nachdenklich. Mich ehrlich gesagt nicht.

Denn kaum ein Gesundheitsmanager oder Personalentwickler hat mir bisher von langfristig wirksamen Maßnahmen berichtet. Sicher, im Rahmen der Verhältnisprävention gibt es durchaus Faktoren, die schnell und zielsicher zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes führen können, bspw. ein neuer Schreibtisch, eine Hebehilfe oder auch verbesserte Beleuchtung. Mehr bewegen wird sich deshalb allerdings kaum jemand.

Das ist schließlich auch Aufgabe der Verhaltensprävention: Menschen zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten zu verhelfen. Doch die standardmäßig angebotenen Rückenkurse, Ernährungsberatungen, Suchtpräventionsseminare, BackChecks, Zuckerwürfelparcours, Theraband-Aktionen, Smoothie Bars und Körperfettmessungen scheinen keine durchschlagende Wirkung zu haben – noch nicht einmal, wenn sie zum 5. Mal im Unternehmen angeboten werden.

Könnte das etwa daran liegen, dass die Menschen das alles bereits wissen? Dass die Ergebnisse aus Screenings letztlich nur eine Bestätigung in Zahlen sind, für das, was eh bereits klar ist? Dass in Seminaren meist erzählt wird, was in jeder Apotheken Umschau nachgelesen werden kann und in jedem YouTube Tutorial in 3 Minuten erklärt wird?

Oder müssen wir Menschen tatsächlich noch erzählen, dass es besser ist nicht zu rauchen, weniger Fast Food und mehr Vollkorn zu essen und sich mehr zu bewegen? Wieviele gibt es wohl, die das noch nicht wissen?

Im Change Management geht es fast ausschließlich um Emotionen. Seltsam, dass diese im Gesundheitsmanagement kaum berücksichtigt werden. Was Rauchen und Essen für Menschen bedeutet, wieso Sport für viele ein abschreckendes Wort ist (und uns ja gar nicht der Sport sondern die Bewegung gesund hält), wieso Menschen nicht aus ihren negativen Gedankenmustern herauskommen – wer diese Aspekte anspricht, dem wird zugehört. Überall.

Ach ja, nicht zu vergessen die Frage, ob Unternehmenskultur und Führung einen gesundheitsfördernden Lebensstil überhaupt (wirklich) zulassen. Wo persönliches Befinden und Emotionen keinen Platz haben, braucht sich über steigende Fluktuation, Burn Out Rate und Krankenstände nicht gewundert werden.

Erwähnenswert finde ich noch, dass laut des DKV-Reports mit steigendem Einkommen eine Steigerung des Alkoholkonsums und Stressempfindens sowie eine Verringerung des Bewegungspensums einhergeht. Ein interessanter Gedankengang zum Thema „gesundes Führen“ in Verbindung mit dem Workaholic Lifestyle…

 

 

Kategorien: Allgemein

3 Kommentare

Arno Kohnen · 10. September 2018 um 17:32

Genau die These, die Du ansprichst.
Das ist mein Credo seit vielen Jahren. Ich habe dazu sehr konkrete Vorstellungen.
Freue mich auf ein Gespräch.
Bist Du auf der Zukunft Personal…..dann gerne bis morgen, Mittwoch oder Donnerstag.
Beste Grüße
Arno Kohnen

    rrunge · 10. September 2018 um 20:22

    Hallo Arno,

    herzlichen Dank für Deinen Kommentar!

    Ich bin morgen um 10:10 Uhr beim Vortrag meines guten Kollegen Frédéric Letzner, Halle 2.1 Vitality Area. Vielleicht sehen wir uns dort?

Lutz Palmgren · 19. September 2018 um 8:01

Es beginnt zu Hause. Regelmäßige tägliche Spaziergänge mit Vater und Mutter. Jetzt nicht sagen, dass die Zeit doch eh schon knapp sei. Um wen geht es? Die Kinder sehr früh daran gewöhnen, dass Erholung an frischer Luft zum sozialen Leben gehört, so dass das Bedürfnis nach Bewegung entsteht.
Schaut man auf die Wanderwege sieht man die Seniorengeneration, aber auch nur die gleichen Leute, wenige junge Familien und dann war es das. In den Fitnesscentern steht jeder für sich allein und läßt sich ggf. noch vom Trainer anschreien = motivieren und dann geht es zum Meeting, da motiviert man gleich durch Schreien weiter. Alzheimerpatienten lernen in der Bewegung dazu, Kommunikation. Welcher Baum ist das, Getreide, … Dinge miteinander verbinden können, Kreativität. Es geht nicht um Höchstleistungen. Warum nicht ein Firmenwandernachmittag. Mittwoch Mittag, raus zur Hütte – alle. Unterwegs Fragen beantworten in Gruppen, Einkehr im Rasthaus. Seien Sie versichert, einige wiederholen das Erlebnis mit ihrer Familie. Aktivität muss sozial sein.

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